Die Ölpreise starten heute mit kräftigen Verlusten in den Handelstag, nachdem sich die beiden weltweit wichtigsten Ölsorten, Brent und West Texas Intermediate (WTI), bereits gestern um jeweils 0,8 % oder rund 50 Cent pro Barrel (159 Liter) verbilligt hatten.
Am frühen Donnerstagmorgen verzeichnet die Atlantiksorte Brent aktuell ein Minus von 1,58 Dollar oder 2,4 %, während US-Rohöl der Sorte (WTI) einen Abschlag um 1,54 Dollar oder 2,4 % aufweist.
USA und Iran vor Atomabkommen
Auslöser für den erneuten Preisrutsch nach mehreren Handelstagen mit steigenden Ölnotierungen ist die Aussicht, dass ein Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran nun doch schneller als erwartet abgeschlossen werden könnte. Ein iranischer Regierungsvertreter hatte am Mittwoch erklärt, dass Teheran bereit sei, einem Abkommen mit den USA im Austausch für die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen zuzustimmen.
Die USA hatten erst kürzlich die Sanktionen gegen den Mullah-Staat verschärft, um mehr Druck bei den Verhandlungen ausüben zu können. So waren am Dienstag Sanktionen gegen rund 20 Unternehmen verhängt worden, die laut Angaben des US-Finanzministeriums seit langem iranisches Öl nach China liefern.
Iranisches Öl würde Überangebot vergrößern
Erhöhte Lieferungen aus dem Iran würden zu einer möglichen Überversorgung im Laufe dieses Jahres beitragen, nachdem die OPEC und ihre Verbündeten erst im vergangenen Monat damit begonnen hatten, die seit 2022 reduzierten Ölförderungen wieder auszuweiten. Die iranischen Rohölexporte belaufen sich derzeit auf etwa 1,6 Millionen Barrel pro Tag, wobei der Großteil nach China geht.
OPEC fördert deutlich weniger als angekündigt
Neben den Entwicklungen im Nahen Osten sorgt der gestern veröffentlichten Monatsbericht der OPEC zur Lage am Ölmarkt für Aufsehen. Die in dem Bericht veröffentlichten Zahlen deuten darauf hin, dass acht Länder des Ölkartells, die ihre Produktion im April eigentlich deutlich ausweiten wollten, ihre Gesamtlieferungen um weniger als 30.000 Barrel pro Tag nach hochgefahren haben, während eigentlich eine Erhöhung um 138.000 Barrel pro Tag geplant war.
Alle Länder der OPEC+ verzeichneten im April sogar einen Rückgang ihrer gemeinsamen Rohölproduktion um 106.000 Barrel pro Tag. Für Mai und Juni planen die acht OPEC+-Produzenten Produktionssteigerungen von jeweils 411.000 Barrel pro Tag.
EU beschließt neue Sanktionen gegen Russlands Schattenflotte
Unterdessen haben gestern Vertreter der 27 EU-Mitgliedstaaten ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschlossen. Dieses richtet sich gegen weitere fast 200 Tanker der Schattenflotte, mit der Russland sein Öl auf die Märkte transportiert. Das 17. Sanktionspaket soll am Dienstag nächster Woche auf einer Tagung der EU-Verteidigungsminister offiziell gebilligt und verabschiedet werden.
Heizölpreise wieder günstiger
Die geschilderten geopolitischen Ereignisse machen sich heute im frühen Handel auch bei den Inlandspreisen bemerkbar, die gegenüber gestern niedriger liegen. Im Vergleich zu Mittwochmorgen können Verbraucherinnen und Verbraucher von Preisabschlägen in Höhe von -0,25 bis -0,65 Euro/100 Liter profitieren.
Source: Futures-Services