Nach den heftigen Kurssprüngen der vergangenen Woche, scheint an den Ölmärkten wieder etwas Ruhe einzukehren. Nach einem wenig bewegten Wochenauftakt verbuchen die Ölpreise im frühen Dienstagshandel bislang äußerst moderate Preisaufschläge.
Zoll-Ausnahmen stabilisieren Ölmärkte
Zur Beruhigung an den Rohstoffmärkten tragen vor allem die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump bei, der die Möglichkeit neuer Zollbefreiungen in Aussicht stellte. Nachdem die Trump-Regierung bereits am Freitag Zollausnahmen für Smartphones, Computer und andere elektronische Geräte angekündigt hatte, von denen viele aus China bezogen werden, war gestern von einer vorübergehenden Befreiung von den 25-prozentigen Zöllen auf den Automobilsektor die Rede.
China führt wieder mehr Rohöl ein
Unterstützung fanden die Ölpreise auch durch einen starken Anstieg der chinesischen Rohölimporte. Am Montag veröffentlichte Daten zeigten, dass Chinas Einfuhren im März im Vergleich zum Vorjahr um fast 5 % gestiegen sind, was zum Teil auf vermehrte Käufe von iranischem Öl im Vorfeld der erwarteten strengeren US-Sanktionen zurückzuführen ist. Das Reich der Mitte gilt als weltweit größter Öl-Importeur.
OPEC nimmt Wachstum der Ölnachfrage für 2025 und 2026 herunter
Angesichts dieser für die Ölmärkte positiven Entwicklung, wurde der gestern von der OPEC veröffentlichte Monatsbericht fast schon ignoriert. Denn das Ölkartell geht nun davon aus, dass die Nachfrage im Jahr 2025 nur noch um 1,3 Millionen und im Jahr 2026 um nur 1,28 Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag steigen wird.
Das ist spürbar weniger als die vorherigen Schätzungen von 1,45 Millionen bzw. 1,43 Millionen Barrel pro Tag. Als Grund für die Prognosesenkung führte die OPEC schwache Daten aus dem ersten Quartal und die Auswirkungen neuer US-Handelsmaßnahmen an.
US-Banken senken Ölpreisprognosen
Unterdessen reduzierten zum Wochenauftakt gleich zwei wichtige US-Investmentbanken ihre Ölpreisprognosen. Grundsätzlich gibt es zwei Ölsorten, die weltweit als Referenzsorten anerkannt sind: Brent Crude Oil (Brent), das in der Nordsee gefördert wird, und das US-amerikanische Äquivalent West Texas Intermediate Crude Oil (WTI). Brent kostet heute im frühen Handel rund 65 Dollar pro Barrel, WTI knapp 62 Dollar.
JP Morgan senkte seine Erwartungen für den Brent-Preis im Jahr 2025 von 73 auf 66 US-Dollar pro Barrel und für 2026 von 61 auf 58 US-Dollar. Die Prognose für WTI im Jahr 2025 wurde von 69 auf 62 US-Dollar pro Barrel und die Prognose für 2026 von 57 auf 53 US-Dollar nach unten genommen. JP Morgan begründete die Absenkung mit einer höheren Produktion der OPEC+ und einer schwächeren Nachfrage.
Auch die Kollegen von Goldman Sachs gehen davon aus, dass die Ölpreise bis Ende dieses und des nächsten Jahres aufgrund des steigenden Rezessionsrisikos und des höheren Angebots der OPEC+-Gruppe sinken werden. Die Bank erwartet, dass die Ölpreise für Brent und WTI bis Ende 2025 auf durchschnittlich 63 bzw. 59 US-Dollar pro Barrel und 2026 auf 58 bzw. 55 US-Dollar sinken werden.
Heizölpreise legen etwas zu
Angesichts der Tatsache, dass heute im frühen Handel leichte Preisaufschläge für Gasöl, dem Vorprodukt für Diesel und Heizöl, zu beobachten sind, müssen Verbraucherinnen und Verbraucher im Bundesgebiet je nach Region maximal +0,20 Euro bis +0,60 Euro pro 100 Liter mehr bezahlen als noch zu Wochenbeginn.
Source: Futures-Services